Jacopo Godani präsentierte in seiner Weltpremiere mit der Dresden Frankfurt Dance Company drei grundsätzliche Kreationen, wobei deren Choreografie – abstrakt und voll reiner Ästhetik – zum eigentlichen Hauptausdrucksmittel wurde.
Mit einer physischen Leidenschaft, reich an Aktion und Genauigkeit, ja sogar mathematischer Präzision, präsentierte Godani eine Quintessenz des künstlerischen Fundamentes, die von da an die Identität der Company bildete. Der Verzicht auf alles Überflüssige, verbunden mit der virtuosen Beherrschung der Technik, war bereits in diesem ersten Programm - und ist es auch in allen künftigen - maßgeblich.
Godanis ausgewählte Choreografien, in intensiven Proben analytisch und methodisch entwickelt, lassen keinen Raum für Improvisation oder Unvorhergesehenes. Seinem künstlerischen Schaffen liegen klar strukturierte Überlegungen zu Grunde, die ihren Ausdruck in der technisch präzisen Realisierung der physischen und konzeptionellen Möglichkeiten finden. Die in diesem Programm entwickelte choreografische Dichte bis aufs Äußerste nutzend, realisierte Godani ein neuerliches Annähern an den Spitzentanz und ein damit einhergehendes Experimentieren.
Sein Bestreben war es, in die choreografische Komposition eine unbedingte Klarheit einfließen zu lassen. Dieses Vorhaben lieferte Material für unzählige Fragen:
Wie entwickeln wir mit unserem Intellekt Information, während wir eine Choreografie reproduzieren? Wie verhalten sich die höchst speziellen Bewegungsmuster bei der Übertragung dieser Information? Welches sind die effektivsten Strategien für die Komposition einer Choreografie innerhalb dieses Aktionsrahmens? Welche Auswirkungen hat die Verdichtung innerhalb eines reduzierten Zeitfensters auf die choreografische Information? Wie können wir all diese Informationen dem Zuschauer vermitteln?
In diesem ersten Programm wurde Choreografie als Tanzschrift im wahrsten Sinne des Wortes erlebt. Jacopo Godani zeigte Choreografie als ein Geflecht von Werten und Beziehungen, in dem die Tänzerinnen und Tänzer die Freiheit besitzen, ihr eigenes intellektuelles und künstlerisches Potenzial zu entfalten.
Die Tänzerinnen und Tänzer, die innerhalb dieses Prozesses als soziale Wesen gefordert werden - scharfsinnig und mit klarer Intention - verfügen über eine hyperreale Präsenz im Augenblick der künstlerischen Kommunikation. Dies alles auf eine Bühne zu bringen bot ein Synonym für unendliche Möglichkeiten.
The Primate Trilogy
Choreografie Jacopo Godani
Licht, Bühne, Kostüme Jacopo Godani
Musik 48nord (Ulrich Müller & Siegfried Rössert)
Künstlerische Koordination und Programmtext Luisa Sancho Escanero
Choreografische Assistenz Francesca Caroti, Luisa Sancho Escanero
Uraufführung 1. Oktober 2015, Dresden Frankfurt Dance Company, Frankfurt am Main, Bockenheimer Depot