Zu Beginn der fünften Spielzeit unter der künstlerischen Leitung von Jacopo Godani widmen der italienische Choreograf und die Dresden Frankfurt Dance Company ihrem Publikum in HELLERAU - Europäisches Zentrum der Künste, Dresden ein exklusives Doppelprogramm: Zwei Choreografien - eine Premiere und eine Wiederaufnahme - vereinen sich auf einer kunstvollen Reise. Der Gegensatz zwischen ihnen ermöglicht es unserem Publikum, die kreative Entwicklung der Company während der vergangenen Jahre zu erleben.
Moto Perpetuo ist eine packende Choreografie mit frappierender neoklassischer Grundsubstanz, die zulässt, dass sich klassische Balletttechnik zu einer heutigen künstlerischen Positionierung entwickelt. Durch intensive, von der gesamten Company dargebotene Passagen und extreme, durch Spitzentanz gekrönte Körperlichkeit demonstriert dieses atemberaubende Stück die künstlerische Essenz und Einzigartigkeit der Company.
In Alter Ego verfolgt Godani erneut seine künstlerische Leidenschaft: Die unendlichen Möglichkeiten der Metamorphose in seiner choreografischen Arbeit. In dieser Kreation ist die choreografische Sprache von herkömmlichen Parametern befreit: Die Öffnung zu einer neuen Wahrnehmung wird ermöglicht. Menschliche Körper mit animalischen Merkmalen erschaffen ein Universum aus seltsamen Kreaturen: Tiere, halb Mensch und halb Insekt, interagieren und kommunizieren miteinander.
Aber der Choreograf hält nicht an all diesen Transformationen fest, sondern reichert die körperliche Bewegungssprache mit eckigen Formen an, um somit ästhetische Grenzen aufzubrechen. Animalische Wesen entdecken und konstruieren durch die Choreografie den Raum, dabei wird eine innovative Form der Kommunikation zwischen den Performer*innen hergestellt. Der gruselige Blick, die Gesten, Unterbrechungen, Pausen und unerfüllten Handlungen usw. erzeugen eine gemeinschaftliche Sprache zwischen all diesen Kreaturen. Stille und Stopps sind für dieses gemeinsame Erlebnis bedeutsam: Nicht nur der Raum wird in diesem Gefüge ausgesetzt, sondern auch die Zeit.
Godanis choreografische Praxis schafft einen reflektierten, bewussten Umgang mit performativen Handlungen und unterstreicht das Eigenengagement der Tänzerinnen und Tänzer. Mit ihnen erarbeitet der Choreograf eine visuelle Identität. Godani zu den Tänzer*innen: „ [...] Wichtig ist eure innere Vision, wie ihr den Raum wahrnehmt, stellt euch die Realität nicht vor, sondern beobachtet sie nur.“ Die Tänzerinnen und Tänzer stellen interne und externe Beziehungen zwischen den verschiedenen Teilen ihres Körpers her. Es ist die Konstruktion eines geometrischen, fast kaleidoskopischen „Meccano” zwischen ihnen und ihren eigenen Gliedmaßen. Aus der Choreografie entstehen Charaktere, die einen Reichtum von Bildern und Assoziationen hervorrufen und gleichzeitig die theatralen Komponenten eines mentalen Bildes betonen.
In Alter Ego sind alle künstlerischen Elemente transparent und rein. Ihre nüchterne Klarheit ist eine gezielte Suche nach ihrer endgültigen Natur: Eine schimmernde Erinnerung, eine Erzählung ohne dramatische Beteiligung. Godanis körperliche Ausdrucksweise ist gleichzeitig enthüllend und öffentlich, bleibt aber dennoch innerlich und zutiefst privat. Jede Geste, jede choreografische Leistung wird zum Schicksal mit der Eloquenz und Schönheit von abstrakter Poesie. Die Performer*innen wachsen zu temperamentvollen Figuren heran und bilden zusammen mit dem Choreografen einen magischen Kreis, in dem sie ungestüm zu evozieren versuchen, was dem Menschen für immer durch die Finger gleitet: Die Entschlüsselbarkeit des Lebens.
Für beide Produktion arbeitete Godani mit dem Musikerkollektiv 48nord zusammen, die dem Choreografen einen faszinierenden elektronischen Musikhorizont bieten.
MOTO PERPETUO & ALTER EGO (Premiere)
Ballettabend von Jacopo Godani
Moto Perpetuo
Choreografie Jacopo Godani
Bühne/Licht/Kostüme Jacopo Godani
Musik 48nord
16 Tänzerinnen und Tänzer
AlterEgo
Choreografie Jacopo Godani
Bühne, Licht, Kostüme Jacopo Godani
Musik 48nord
16 Tänzerinnen und Tänzer